Die Poolschalung (3.6.)
Sabine und ich nahmen uns für das verlängerte Wochenende die Errichtung der Poolschalung vor. Dazu wollten wir am Mittwoch noch die benötigten Bewehrungseisen und PU-Schaum zur Fixierung der Schalsteine besorgen.
Wie das Leben so spielt, schafften wir es am Mittwoch leider nicht mehr in den Baumarkt wodurch die Arbeiten am darauf folgenden Feiertag nicht starten konnten. Also mussten wir am Donnerstag untätig bleiben, zumindest auf unserer Baustelle.
Doch gleich am Freitag in der Früh fuhr ich zur Baustelle und kontrollierte wie viel Baustahl noch herum lag. Danach rechnete ich mir den Bedarf aus und kam nach mehrfacher Kontrolle auf 150 Meter Bewehrungsstahl der in die Schalsteine einzulegen wäre. Eine spannende Aufgabe für unseren Golf Kombi. Mein erster Weg führte mich in das nahe gelegene Bauhaus, in der Hoffnung dort die entsprechenden Materialien zu finden. Leider wurde ich enttäuscht. Das Bauhaus hatte nur zehn Stangen zu je zwei Meter Länge lagernd. Mit zwanzig Metern wäre ich nicht weit gekommen. Der Meterpreis lag bei 2,30 Euro, was mir ziemlich teuer vorkam.
Als nächstes fuhr ich zu Hornbach – „Mach es zu deinem Projekt!“. Vielen ist die Werbung bekannt in der Heimwerker als leicht geistig verwirrt, verschwitzt und ungepflegt dargestellt werden.
Ich sah mich nicht so. Frisch geduscht, frisch gewaschene Kleidung und durchaus fähig einen klaren Gedanken zu fassen spazierte ich hinein um zu erfahren, dass die Bewehrungseisen im Baustoff-Drive-In verkauft werden.
Also wieder raus, rein ins Auto und das Drive-In geentert. Nach längerer Suche wurde ich fündig. Baustahl in Stärken von 8mm bis 16mm konnte man hier kaufen. Der Meterpreis lag hier bei sensationellen 54 Cent je Meter, also um ca. 75 Prozent weniger als beim Bauhaus. Aber wo waren die kurzen Eisen, die ich auch in unseren Kombi bringen würde?
Ahhhaaaa! Es gibt keine kurzen Eisen. Die sind alle sieben Meter lang. Man darf sich die Eisenstangen aber gerne selbst kürzen, damit man sie transportieren kann. Zu diesem Zweck erhält man kostenlos und unbürokratisch einen Bolzenschneider des Typs „Panzerknacker“.
Dieses Angebot nahm ich natürlich gerne an, wofür wäre ich denn sonst jahrelang ins Fitness-Center zum Krafttrainig gegangen. Da wir rund 150 Meter Stahl benötigen würden entschied ich mich für zwanzig lange Eisen die ich kürzen müsste, und 25 Stücke mit je einem Meter Länge für die Ecken und ein bisschen Reserve.
Ich begann also damit die zwanzig Eisen aus einem riesigen Bund herauszuziehen. Da diese geriffelt sind haben sie sich natürlich andauernd verhakt und gegen die Entbindung aus der Eisengemeinschaft gewehrt. Zudem waren die unbehandelten Eisen auf Grund der Lagerung im Freien komplett rostig und verdreckt. Meine Kleidung hatte zu diesem Zeitpunkt bereits merklich an Frische eingebüßt. In der Zwischenzeit stand die Sonne bereits wolken- und gnadenlos am Himmel und heizte auf das Baustoffe-Drive-In herunter. Mit dem Bolzenschneider und einer Holzleiste als Abstandhalter begann ich die Eisen alle 2,3 Meter abzuschneiden. Dadurch würde ich am Schluss sechzig etwa gleich lange Baustahlstäbe zur Bewehrung des Pools haben.
Die ersten zehn Schnitte gingen noch relativ einfach von der Hand, allerdings stand mir bereits der Schweiß auf der Stirn. Die nächsten drei Eisen forderten merklichen Tribut, denn danach war mein rostig verdrecktes T-Shirt nun auch schon durchgeschwitzt.
In der Zwischenzeit kam ein junger Bursch, der 16mm Baustahl mit „meinem“ Bolzenschneider auf Maß bringen musste. Gerne überreichte ich ihm das Werkzeug mit einem übertrieben freundlichen Grinsen im Gesicht – muss wohl an der Sonne gelegen haben. Er versuchte zuerst einen Schnitt und wollte sich wegen des Nichtgelingens einen elektrischen Bolzenschneider leihen. Dies wurde von einem Hornbach-Mitarbeiter mit einem „Des schaffns scho!“ abgetan, woraufhin er es nochmals mit dem Handwerkzeug versuchte. Leicht belustigt, aber mit einem mitfühlenden Blick sah ich zu wie bei der Anstrengung an seinem hochroten Kopf die Adern anschwollen. Kurz bevor er umkippte, schloss sich der Bolzenschneider und der erste Schnitt war erledigt. Nach den darauf folgenden zwei Schnitten war er sichtlich gezeichnet, wirkte aber zufrieden ob seiner „übermenschlichen“ Leistung. Dass sich nach derartigen Anstrengungen oft Thrombosen im „Gesässbereich“ bilden wusste er sicher nicht 😉
Mir kam die Pause allerdings sehr gelegen, da ich dadurch meine Kräfte ein wenig sammeln konnte. Die Sonne legte in der Zwischenzeit noch einen Zahn zu, sodass ich die Stahlstäbe wegen der Hitze nur noch mit Arbeitshandschuhen angreifen konnte. Mit jedem Eisen wirkte ich fertiger und dem Wahnsinn um einen Schritt (Schnitt) näher. Das letzte Eisen konnte ich nur noch mit Mühe abzwicken. Bis zum Einladen der Eisenstäbe in unseren Golf war ich dann komplett zum „klassischen“ Hornbachkunden mutiert. Komplett versaute und durchgeschwitzte Kleidung, schmutziges Gesicht, rostig gelbe Hände und, wahrscheinlich wegen der Anstrengung in der Prallen Sonne, einen komplett wirren Gesichtsausdruck. Die Werbung hat also nicht gelogen 🙂
Erstaunlicher Weise haben die 165 Meter Baustahl problemlos in den Kombi hinein gepasst und waren bereits eine halbe Stunde später auf unserem Grund entladen.
Dort begann nun der lustige Teil des Poolbauens. Das Aufschichten der Schalsteine. Dies funktioniert wirklich ein bisschen wie mit Lego-Steinen. Die Schalsteine sind jeweils 125cm lang wobei sie in 25cm Raster unterteilt sind. Somit kann jeder Stein auf, durch 25cm teilbare Längen, zugeschnitten werden. Man sollte lediglich drauf schauen, dass man nicht wahllos Steine zurecht sägt, da einem am Schluss sonst entsprechende Nut-Feder-Verbindungen fehlen könnten. Daher hab ich mir vor jedem Schnitt überlegt wo ich das „Reststück“ einsetzen kann.
Sabine kam um halb zwei mit einer Jause und neuer Energie auf die Baustelle, da sie am Vormittag nach einem Nachtdienst schlafen musste. Bis um vier Uhr waren die Schalsteine dann komplett in Form gebracht. Der Technikschacht bildet den hinteren Abschluss zum Nachbargrundstück. Im Vorderen Bereich ist eine zwei Meter breite Aussparung für die Pooltreppe, die nach dem Betonieren eingesetzt wird.
In jeder Lage der Schalsteine haben wir Bewehrungseisen eingelegt. Natürlich auch um die Ecken und an den Wandanschlüssen zwischen Technikschacht und Pool. Nachdem die letzte Reihe angebracht war schoben wir im strömenden Regen noch Stahlstangen diagonal von oben nach unten in die Schalung um den Poolwänden zusätzliche Festigkeit zu geben.
Leider mussten wir am Samstag feststellen, dass die linke Poolwand komplett gebogen war. Ursprünglich befürchtete ich beim Ansetzen der Schalsteine einen Fehler gemacht zu haben. Letztendlich stellte sich aber heraus, dass die Bodenplatte an dieser Stelle eine Welle hat und die Schalsteine damit nicht gerade stehen. Dadurch verformt sich die Wand. Um dem entgegen zu wirken habe ich die Schalsteine an der betroffenen Stelle mit Unterlegkeilen gestützt. Durch eine abschließende Schalung am oberen Beckenrand sollten wir das Problem in den Griff bekommen. Hauptsache die Wand ist nicht schief, sonst wird die Montage der Randsteine ein Horror.