Donnerstag, November 21, 2024
Bauherrnopfer

Bauherrnopfer

Geschichten vom Hausbau, der Gartengestaltung und noch mehr

Erfahrungsbericht

Plasti Dip für die Alufelgen

Diesmal gibt es einen Artikel der nicht unmittelbar mit unserem Haus zutun hat. Eher mit dem Garten 🙂

Wir wollten schon länger für frischen Wind bei unserem Auto sorgen, und planten daher es komplett Folieren zu lassen. Nachdem uns nun mehrere Angebote für eine komplette Folierung unseres Seat Leon ST vorliegen, kann ich ruhigen Gewissens sagen, dass diese Art der Veränderung einfach zu teuer wäre. Die Angebote reichen von 1.850,- Euro bis hin zu unglaublichen 3.100,- Euro. Dabei sind die Unterschiede nicht nur in der Qualität der Folie zu finden. Auch die anberaumte Arbeitszeit variiert stark.

Nach gründlicher Analyse und dem vergleichen der Angebote stellte sich heraus, dass es kaum möglich ist ordentliche Vergleiche anzustellen. Einige Anbieter setzen auf stärkere Folien und haben somit höhere Materialkosten sowie einen höheren Arbeitsaufwand für die Anbringung der Folie. Andere Anbieter schwören auf dünnere Folien die sich einfach an die Konturen des Fahrzeugs anlegen lassen. Wie auch immer, kommt eine Folierung wegen der Kosten nicht in Frage.
Als wir dieses Vorhaben schon aufgeben wollten, kam ein Freund und erzählte davon, dass er bei einer Tuning-Messe einen Aussteller sah, der eine Art Folie direkt auf den Wagen aufsprühte. Diese Anwendung wäre erheblich günstiger und vergleichbar mit Folien. Was mich natürlich sehr interessierte.
Somit begann ich mit einer Online-Recherche um etwas mehr über das Dipping heraus zu finden. Dabei stieß ich auf unzählige Youtube-Clips und eine große Zahl an Foren und dementsprechend noch mehr Infos in den Posts. Allerdings gab es eigentlich kaum Hinweise über die Qualität und die Haltbarkeit. Sehr brauchbar waren die Clips die direkt vom Hersteller des Originals Performix eingestellt wurden. Diese findet man übrigens auch auf der Seite des autorisierten Importeurs ProDip unter www.prodip.eu . Dort wird gezeigt wie die Teile vorzubereiten sind, wie man Plasti Dip verarbeitet und wie man Oberflächen lange erhalten kann.

Worum es beim Dippen geht

Das Dippen ist eine Mischung aus lackieren und Folie aufbringen. Es werden dabei gelöste

Kunststoffpartikel fein auf eine Oberfläche aufgesprüht. Während des Trocknungsvorganges, der Schicht für Schicht recht schnell geht, verbinden sich die Partikel zu einer homogenen Oberfläche. Diese ist ähnlich einer Folie und fühlt sich letztendlich auch so an. 

Hat man eine matte Farbe gewählt, dann ist die Oberfläche leicht rau. Durch die Glanzversiegelung, mit der man eine glänzende Oberfläche bis hin zum Metallic-Finish erreicht, fühlt sich die Oberfläche dann auch viel glatter an.

Die Verarbeitung

Verarbeitet wird Plasti Dip genau so wie herkömmlicher Autolack. So gibt es zwei Alternativen. Entweder kauft man sich für kleine Flächen das Plasti Dip Aerosol oder für große Projekte Plasti Dip Galons das sich für die Verarbeitung mit Sprühpistolen eignet.
Werden Sprühdosen verwendet, dann kann man damit schnell und einfach kleine Flächen dippen. Alufelgen und Außenspiegel zählen ebenfalls dazu wie zum Beispiel Rennstreifen oder andere Verzierungen. Bei der Dose muss man naturgemäß darauf achten, dass man die Dosen immer aufrecht oder nur leicht geneigt verwendet, da sonst der Anteil an Treibgas im Verhältnis zum  Plasti Dip zu hoch ist und es sich Tropfen bilden. Außerdem sollte man die Dosen auf einmal aufbrauchen, da sich am Sprühkopf Rückstände bilden die bei einer späteren Verwendung zu einem ungleichmäßigen Sprühbild führen.
Professionelle Lackierer werden mit den Gallonen ihre Freude haben, denn diese kommen bereits vorgemischt und müssen nur noch in den Behälter der Lackierpistole eingefüllt werden. Die Verarbeitung ist dann gänzlich mit einer Lackierung des Autos vergleichbar.

Wie es weiter ging

Nach all den Videos war ich fast überzeugt, dass es die passende Option für unser Auto sein könnte. Allerdings ist es trotzdem ein recht großer Aufwand, wenn man es selbst an seinem Auto anwenden möchte. Und falls man es machen lässt, dann kommt man nicht um hin ein wenig in die Tasche zu greifen, denn auch das Dippen des Autos ist nicht kostenlos. Für einen Kombi in der Größe des Leon ST muss man mit rund 800,- Euro rechnen, wenn man die Arbeit von einem Profi machen lässt. Das ist weitaus günstiger als mit Folie, aber noch immer ein Batzen Geld. Um mir also sicher sein zu können, ob das Dippen wirklich die gesuchte Alternative ist, musste ich es im Kleinen ausprobieren.
Dabei bot es sich an, dass Plasti Dip auch auf Alu-Felgen eingesetzt werden kann. So kann ich mir mal die Anwendung, die Qualität des Ergebnisses und die Haltbarkeit ansehen. Über Verarbeitung und Ergebnis werde ich in diesem Beitrag berichten. Die Haltbarkeit wird sich erst im Laufe der Zeit herausstellen, da ich für meine ersten Versuche die Winterräder unseres Seat Leon ST auswählte. Diese sind meiner Ansicht nach perfekt als Versuchsobjekt geeignet, da sie über einen Zeitraum von etwa fünf Monaten widrigsten Bedingungen ausgesetzt werden. Je nach Witterung sind sie dem Sonnenlicht, Regen, Schnee, Eis und Kälte ausgesetzt. Außerdem wirken neben Streusalz als chemische auch eisiger Schnee in Parklücken als mechanische Einflüsse auf die gedippte Oberfläche ein. Am Ende des Winters wird also klar sein, ob diese Oberflächenbehandlung für die Ansprüche der zentral-europäischen Witterung geeignet ist.
Nachdem klar war was ich machen wollte, bestellte ich mir bei ProDip das benötigte Material um vier Stück Alufelgen mit einem Durchmesser von 16 Zoll zu behandeln. In diesem Fall wird empfohlen eine Dose Plasti Dip Aerosol je Felge zu verwenden, um ein sehr gutes Ergebnis zu bekommen. Dabei handelt es sich um Plasti Dip in Sprühdosen, die vergleichbar mit Spraylack anzuwenden sind. Außerdem orderte ich mir auch noch eine Reinigungsflüssigkeit und ein Mittel mit dem man Bereiche die nicht überzogen werden sollen vorbehandelt.
Die Einkaufsliste war in meinem Fall wie folgt:

In Summe kam alles auf 136,60 Euro inklusive Steuer und Versandkosten. Wobei die Maske mit rund 50,- Euro etwas ist worauf man getrost verzichten könnte. Dann lägen die Gesamtkosten auf knapp 90,- Euro für alle vier Felgen. Nun bin ich allerdings ein Sicherheitsfanatiker und gehe absolut kein Risiko ein, wenn es um Farben und Lacke und die entsprechenden Dämpfe geht. Also liegt mein Preis pro Felge etwas höher, nämlich bei etwa 34,- Euro. Noch immer echt günstig.
Leider habe ich keinen geeigneten Raum in dem ich meine Felgen besprühen kann, daher muss ich das im Freien erledigen. Also musste ich fürs erste mal auf geeignetes Wetter warten. Meistens regnete es oder es gab zumindest einen dauerhaft starken Wind. Beides nicht besonders gut geeignet für mein Vorhaben. Am vergangenen Wochenende war es dann endlich so weit und die Sonne kam raus. Also begann ich mit meinem Projekt.

Die Vorbereitung

Damit Plasti Dip ordentlich auf der auf der Oberfläche der Alufelgen haftet, muss diese gründlich gereinigt und vor allem fettfrei sein. Da die Felgen nun bereits drei Winter lang verwendet wurden und ich in dieser Zeit nie die nötige Leidenschaft aufbringen konnte die Alufelgen zu reinigen, hat sich der Schmutz von rund 25.000 Kilometern Laufleistung auf den Oberflächen niedergeschlagen. Mit einfachen Mitteln konnte ich diesem Schmutz nicht mehr Herr werden.
Somit begann ich damit, die Felgen ordentlich mit einem speziellen Felgenreiniger einzusprühen.

Dieser hat die Eigenschaft Bremsrückstände zu lösen und auch öligen Rückständen auf den Pelz zu rücken. Durch diese Vorbehandlung konnte ich mit dem Hochdruckreiniger bereits einen großen Teil der Verunreinigung entfernen. Es brauchte allerdings einige Durchgänge bis der gröbste Schmutz entfernt war. Im letzten Waschdurchgang reinigte ich die Felgen nochmal mit Felgenreiniger und einem in vier Teile geschnittenen Mikrofasertuch. So konnte ich auch die Zwischenräume sehr gut vom Schmutz befreien.

Nachdem die Räder getrocknet waren ging ich zur eigentlichen Vorbehandlung über. Wieder kamen kleine Mikrofasertücher zum Einsatz auf die ich PreDip sprühte. So konnte ich sicher gehen, dass nicht zu viel des Mittels an die Felgen und Reifen kommt und dann womöglich an diesen Stellen das Ergebnis schlechter würde. 
PreDip kann man recht sparsam einsetzt. Die Flasche die ich hier in der Hand halte reicht locker für ein komplettes Auto aus. Viel wichtiger ist, dass man die Mikrofasertücher regelmäßig wechselt, weil sich dort die fettigen und öligen Rückstände sammeln und man nach kurzer Zeit nicht mehr die gewünschten Ergebnisse erhalten würde.
Nach dieser Behandlung sollte man die Oberflächen ordentlich trocknen lassen. Das wird bei sparsamer Anwendung von PreDip vermutlich nicht besonders lange dauern.
Als die kompletten Felgen mit PreDip behandelt waren, trug ich noch eine dünne Schicht DipRelease auf die Seitenwände der Reifen auf. Das muss natürlich sehr vorsichtig gemacht werden, da sonst unter Umständen an Stellen DipRelease aufgetragen wird an denen eigentlich das Plasti Dip haften soll. Passiert das, dann muss man die Stelle mit PreDip nochmals reinigen, da Plasti Dip dort nicht ordentlich haftet und sich früher oder später unschön ablösen wird.

Die Verarbeitung am ‚lebenden Objekt‘

Plasti Dip wird im einfachsten Fall mit einer Spraydose aufgetragen. Das funktioniert nicht anders als mit Spray-Lack. So bringt man Schicht für Schicht auf und wartet bis der letzte Auftrag leicht angetrocknet ist. Im Prinzip kann man auch gleich eine deckende Schicht sprühen, muss aber dann eventuell in Kauf nehmen, dass Plast Dip verläuft und Nasen bildet. Das kann beim Auftragen in dünnen Schichten nicht passieren.
Wie bei allen Spray-Dosen ist die Lage der Dose wichtig. Hält man Sie aufrecht oder in einem Winkel ab mindestens 90° zum ‚Werkstück‘, dann kann eigentlich nichts schief gehen. Nur wenn der Winkel zwischen Dose und zu besprühender Oberfläche zu flach wird, dann ist der Anteil an Treibmittel zu hoch und das Sprühbild wird schlechter. 
Als sehr praktisch hat sich der Griff herausgestellt, weil man damit wirklich viel komfortabler arbeiten kann als ohne. Man spart sich das teilweise mühsame Niederdrücken des Spaydosenkopfs und bekommt auch schönere Ergebnisse.
Mir ist bei der Verarbeitung aufgefallen, dass es einige Dinge zu beachten gibt, wenn man im Freien Dippen will. 
  • Die Verarbeitung sollte nicht im direkten Sonnenschein durchgeführt werden, da der feine Sprühnebel teilweise noch vor dem Auftreffen auf der Oberfläche trocknet und dann ersten nicht mehr haftet und zweitens zur Bildung von einer Art Plasti-Dip-Spinnweben führt.
  • Weiters sollte man Plasti Dip ohne zu lange Pausen verarbeiten. Bei vier Alufelgen würde ich sagen, dass man bereits bei der ersten Felge mit der nächsten Schicht beginnen kann sobald man bei der vierten Felge angelangt ist. Die Trocknungszeit sollte ausreichend sein.
  • Außerdem ist es nicht ratsam angebrauchte Dosen ohne eine ordentliche Reinigung der Düse nach einer Lagerzeit zu verwenden. Die Düsen sind dann meist verlegt und man bekommt unschöne Patzer und Tropfen in die Oberfläche. Man sollte also die Düse mit Nitro oder ähnlichem reinigen bevor man die Dose erneut verwendet.
  •  Bei der Verarbeitung spielt die Temperatur ebenfalls eine Rolle. Da ich an einem Sommertag

    arbeitete an dem es Temperaturen bis knapp unter 30° Celsius gab, konnte ich feststellen, dass sich das Oberflächenbild merklich verschlechterte, als die Temperatur über 25° C lag. Vermutlich sollte man also bei der Verarbeitung darauf achten, dass man zwischen 20° und 25° Celsius Umgebungstemperatur hat. Die Oberfläche wird bei höherer Temperatur etwas körnig und nicht ganz so homogen wie bei etwas niedrigeren Temperaturen.

  • Wenn man im Freien arbeitet, dann lässt es sich auch kaum verhindern, dass sich Pollen oder Staub an der zu dippenden Oberfläche festsetzen. Vielleicht wäre hier der Einsatz eines mobilen Partyzeltes eine Möglichkeit um äußere Einflüsse möglichst auszuschließen.
Nach dem Aufbringen von sieben Schichten Plasti Dip auf die Alufelgen unseres Autos, wobei ich mich nicht nur der Vorderseite der Felgen annahm, sondern auch das Tiefbett ordentlich einsprühte, waren die Felgen nicht mehr wieder zu erkennen. Von silber zu mattschwarz in etwas weniger als drei Stunden. Wobei alleine die Reinigung und Vorbereitung etwas mehr als eine Stunde in Anspruch nahm.
FAZIT
Jetzt müssen sich die gedippten Felgen erst mal einen Winter lang bewähren, bevor ich den nächsten Schritt wage und unser Auto dippe. Dabei ist mir klar geworden, dass es nicht ganz so trivial ist wie ich dachte. Vor allem für die Vorbereitung muss man ausreichend Zeit einplanen, und dabei habe ich nur unsere Felgen gemacht. Für ein komplettes Fahrzeug ist der Aufwand wesentlich höher, da man dann auch noch viele Bereiche ordentlich abkleben muss.
Hat man allerdings eine ordentliche Vorarbeit geleistet, dann ist das Ergebnis durchaus überzeugend. Die Oberflächenstruktur ist sauber und kleine Fehler fallen vor allem bei matten Oberflächen nur bei sehr genauer Betrachtung auf.
Kleine Fehler in der Oberfläche sollte man auf jeden Fall vor dem Dippen korrigieren, da tiefere

Kratzer auf Grund der sehr dünnen Beschichtung nahezu 1:1 wiedergegeben werden. Das dünne Material reicht einfach nicht zum Ausgleichen. Auf dem Bild sieht man, dass die Kratzer in den Felgen auch nach dem Dippen noch gut zu sehen waren. Damit habe ich natürlich gerechnet.

Wenn man diese zuvor jedoch entsprechend vorbehandelt und grob aus der Oberfläche ausschleift, dann kann man solche kleineren Schäden durch Dippen der Oberfläche sicher auch heraus bekommen.
So und nun noch zwei Bilder einer fertigen Felge. 
 
Die Oberfläche wurde sehr homogen und lässt erst bei sehr genauem Hinsehen kleinere Fehler erkennen. Die basieren dann hauptsächlich auf der Art der Anwendung. Beim nächsten Mal werde ich sicher nicht unter freiem Himmel, bei über 25° C und im direkten Sonnenlicht dippen, weil meiner Meinung nach dadurch die meisten Ungenauigkeiten verursacht wurden.
Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, vor allem, wenn man auch noch die sehr überschaubaren Kosten im Blickfeld behält. Je nachdem welche Kosten man nun dazu kalkuliert, kostete mein Plasti Dip Versuch pro Felge ab 22,50 Euro (ohne Maske). Wenn man mehrere Felgen macht, dann wird es noch günstiger, da man sowohl PreDip als auch DipRelease mehrfach verwenden kann. 
5 von 5 Sternen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert