Donnerstag, November 21, 2024
Bauherrnopfer

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Vorzimmer Möbel 2.0

Vor mittlerweile über vier Jahren haben wir unser neues Heim bezogen. Damals war natürlich noch nicht alles komplett fertig, aber das Haus war soweit bereit für den Einzug. Wenig später zeigte sich, dass wir im Vorzimmer eine Lösung brauchen würden, um die Jacken aufzuhängen oder Kleinigkeiten unterzubringen. Wir kauften uns daraufhin eine Garderobe bei einem Online-Versandhandel und stellten diese in unseren Vorraum. Eine Interimslösung, wie es Sabine damals sah.

Nun wissen Männer vermutlich wovon ich rede, wenn ich sage, dass ich im Laufe der Jahre diese Interimslösung als Dauerlösung akzeptierte und immer unwilliger wurde diese zu ändern. Vor allem weil jede Änderung zwangsläufig zu hohen oder noch höheren Kosten sowie zu einem großen Arbeitsaufwand führen würde. Also konnte ich mich lange nicht dazu durchringen etwas zu unternehmen.

Diesen Sommer war es dann soweit. Sabine akzeptierte keine Aufschub mehr und ich musste endlich in die Gänge kommen. Sabine plante daher einen Wandverbau für unseren Vorraum der folgende Bedingungen zu erfüllen hatte:

  • mindestens 2 Meter Hängestangen für Jacken
  • Haken für Jacken und Mäntel von Gästen
  • Raum für Handschuhe, Hauben und Schals, Sonnenbrillen, Schlüssel, Sportkopfhörer und anderes Sportequipment
  • Platz für Stiefel und Schuhe
  • Platz für die Schultaschen der Kids
Dabei durfte das Ganze nicht zu drückend wirken und muss vor allem eines sein: passend zu unserem Stil und dem Rest des Hauses.
Dafür mussten wir nun einiges probieren um die richtige Bearbeitungsmethoden für das Holz zu finden. Das Ziel war, dass das Holz alt, gebraucht und etwas mitgenommen aussieht. Wir überlegten uns den Effekt durch einen speziellen Hobel zu erreichen der von Festool angeboten wird. Jedoch ist dieser Hobel extrem teuer und daher nicht in die endgültige Auswahl der Methoden getreten. Außerdem probierten wir in den Sommermonaten einige Farbkombinationen für das Holz.
Als wir nun wussten wie die Oberflächenstruktur und die Farbe aussehen sollte, mussten wir uns überlegen wie wir das ganze zusammen bauen würden. Viele unterschiedliche Möglichkeiten standen zur Wahl. Vom einfachen Rahmen bis hin zu komplett geschlossenen Kasten hatten wir alle Möglichkeiten ins Auge gefasst. Bis zuletz waren wir uns dabei nicht sicher wie die Schranktüren aussehen sollten, hinter denen wir unsere Schuhe verstecken würden. Also begannen wir einfach mal Schritt für Schritt.

Das Material

Wir wollten natürlich nicht zu viel für das Material ausgeben und dabei auch noch Holz besorgen das

sich leicht bearbeiten lässt. Daher entschieden wir uns für gehobelte Fichtenholz-Bretter in unterschiedlichen Breiten. 94mm/114mm/144mm breit waren die Bretter die wir im Baumarkt auf Raumhöhe zuschneiden ließen. Als Einlagefächer kauften wir Leimholzbretter. Zur Verbindung der Teile setzte ich einfach auf Spax-Schrauben. Dadurch sollte der einfache, eher technische und trotzdem alte Eindruck erweckt werden.

Die Oberflächenbearbeitung

Damit wir nun den gewünschten Vintage-Effekt erreichten begannen wir mit der Oberflächenstruktur. Dazu verwendete ich eine einfache Bohrmaschine mit einer Stahldrahtbürste oder alternativ einer aus Messingdrähten. Bewegt man nun die drehende Bürste entlang der Holzmaserung, so wird der weiche Teil der Holzfasern durch die Bürste abgetragen. Es bleibt lediglich der festere Teil der Maserung übrig. Im Prinzip ähnelt der Vorgang der natürlichen Verwitterung von Holz, da hier auch zuerst die weicheren Fasern abgetragen werden. So bleibt nur der robustere Teil der Fasern übrig. Der Einfachheit halber schraubte ich die Bretter bereits zuvor zusammen und schuf damit die Panele, die ich später zu einem Schrank zusammen schrauben konnte.
Durch die Verwendung einer Stahdrahtbürste wird mehr Material abgetragen, jedoch werden dabei Spuren ins Holz gefräst, weil die Bürste ziemlich hart ist. Eine sauberere Struktur erreicht man durch die Verwendung einer Messingdrahtbürste. Da die Messing-Drähte weicher sind graben sie sich nicht so tief in das Holz ein. Dadurch wird die Struktur schöner und sauberer, allerdings ist der Aufwand wesentlich größer als mit einer Stahlbürste. Ich persönlich verwendete die Stahlbürste für die Vorarbeit und säuberte dann die Fläche mit der Messingbürste.  So ging es relativ schnell und trotzdem sauber. Unbedingt einen Atemschutz tragen, da diese Arbeit extrem staubig ist.

Die Farbgebung

Um nun den gewünschten Vintage-Effekt zu erhalten trugen wir unterschiedliche Farbschichten auf. Wir begannen mit moorbrauner Beize. Moorbraun ist nahezu schwarz und wäre damit eine ziemlich extreme Wahl für das Vorzimmer gewesen, wenn wir nicht noch weitere Schritte durchgeführt hätten. Die moorbraune Beize mussten wir vollflächig deckend auftragen, damit auch wirklich jeder Millimeter der hellen Fichtenfärbung überdeckt wurde.
Als nächsten Schritt trugen wir eine dünne Schicht transparentes Möbel-Öl auf. Dieses jedoch nicht deckend sondern nur flüchtig mit dem Pinsel überstrichen. Das taten wir, da die nächste Schicht dann nur an den Teilen des Holzes haften würde an denen kein Öl aufgetragen wurde. So lässt sich eine fleckige Oberflächenfärbung erreichen.
Nachdem das Öl einen Tag lang einziehen konnte, Strichen wir die Oberfläche des Holzes mit einer weißen Holzbeize. Diese kann nun nur noch an Stellen ins Holz eindringen an denen die Oberfläche nicht mir Öl getränkt ist. An den Stellen an denen das Öl nicht so dicht gestrichen wurde, kann die Beize trotz der bereits zuvor gebeizten Holzfasern ein wenig in die Oberfläche eindringen.
Nun waren die Bretter also mit moorbrauner Beize, Öl und mit weißer Beize behandelt. Nach einem weiteren Tag trocknen konnte der letzte Arbeitsschritt vorgenommen werden.

Die Oberflächenversiegelung

Bevor die Holzoberfläche nun abgeschlossen werden konnte, mussten wir sie mit einem Nylonaufsatz an der Bohrmaschine von überschüssiger weißer Beize befreien. Die Nylonscheibe ist gerade stark genug, um überschüssige Beize zu entfernen ohne dabei die Oberflächenstruktur zu verändern. Durch diese Behandlung wird nun die Struktur perfekt betont.
Da die Oberfläche nun auf Grund der Beize und der etwas faserigen Struktur für Kleidungsstücke gefährlich werden könnte, mussten wir noch einen weiteren Schritt durchführen. So strichen wir die Oberflächen nun noch mit Deko-Wachs für Möbel ein und lederten sie nach ein paar Minuten ab. So wurden die Oberflächen glatt und färben nun nicht mehr ab.

Der Aufbau

Da nun die Platten alle soweit fertig gestellt waren, konnten wir die Teile zusammen schrauben. Der ursprüngliche Plan einen geschlossenen Schrank zu bauen verlor im Zuge des Aufbaus immer mehr an Reiz. Irgendwie wirkte es viel zu drückend.

Somit ließen wir die Rückseite des Kastens offen um die weiße Wand dahinter sehen zu können. Das Panel an dem die Haken für die Kleidungsstücke unserer Gäste befestigt sind, ist durch eine Leiste an der Rückseite mit versteckten Schrauben an die Wand befestigt. Direkt daran ist die Seitenwand des ersten Regals geschraubt. Diese ist über die fest verschraubten Fächer mit der zweiten Außenseite verbunden welche wiederum mit der Decke verschraubt ist.

Ähnlich sieht es auf der anderen Seite aus. Dort haben wir ein Regal aus 30cm breiten
Leimholzbrettern und den beiden Außenpanelen gebaut. Daran befindet sich das Regal für Stiefel und zwei Stangen für hängende Kleidungsstücke. Da die Konstruktion nicht einfach halten würde, ist sie mit der Wand verschraubt, damit sie nicht kippen oder schwingen kann.

Die Stangen sind aus 3cm dicken Holzstangen die ebenfalls mit moorbrauner Beize behandelt sind.

Als nun alles soweit stand, schlichteten wir zum Testen der Größe mal ein paar Schuhe und Stiefel ein. Als nun unser Möbel gefüllt war, stellten wir fest, dass es ohne Türen viel besser aussehen würde. Nachdem es so natürlich keinen Schutz gegen Staub gibt, checkten wir zuvor die Garderobe die nun über drei Jahre Lang in unserem Vorraum stand. Dort wurde an der Rückseite seither nicht Staub gewischt. Da sich dennoch kaum Staub angesammelt hatte, beschlossen wir, dass es einen Versuch wert wäre die Garderobe mal so zu lassen.

Unser Vorraum hat nun ein bisschen den Style eines Shops mit Kleidungsstücken und Schuhen, die durchaus präsentabel als Raumdeko herhalten.

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